Fotografieren mit Available Light bedeutet, dass Du das vorhandene Licht so nutzt, wie es ist – ohne künstliche Lichtquellen einzusetzen. Das kann eine ganz besondere Atmosphäre schaffen und Deinen Fotos einen authentischen Look verleihen.
Neben dem technischen Wissen kommt es darauf an, aufmerksam zu beobachten: Wie fällt das Licht ins Bild? Welche Stimmung erzeugen warme Abendstrahlen oder das kühle Morgenlicht?
Mit ein paar einfachen Techniken lassen sich auch bei wenig Licht eindrucksvolle Aufnahmen machen. In diesem Artikel erfährst Du, wie Du das Maximum aus natürlichen und alltäglichen Lichtquellen herausholen kannst.
So gelingen Dir stimmungsvolle Bilder – egal ob drinnen oder draußen.
Das Wichtigste in Kürze
- Available Light nutzt ausschließlich vorhandene Lichtquellen und sorgt für authentische, stimmungsvolle Fotos ohne Blitz.
- Kombiniere passende ISO-Werte, große Blendenöffnungen und lange Belichtungszeiten für optimale Ergebnisse bei wenig Licht.
- Passe den Weißabgleich gezielt auf das Umgebungslicht an, um natürliche Farben und stimmige Bildstimmungen zu erhalten.
- Stative, Auflagen oder Bildstabilisatoren verhindern Verwacklungen und ermöglichen längere Belichtungszeiten bei schwachem Licht.
- Lichtreflexionen, verschiedene Lichtquellen und kreative Komposition machen Available-Light-Fotos lebendig und besonders atmosphärisch.
Verschiedene Lichtquellen gezielt für Stimmungen einsetzen
Ob Sonnenlicht, Straßenlaternen, Kerzen oder Leuchtreklamen – jede Lichtquelle besitzt ihren ganz eigenen Charakter und kann ein Foto stark beeinflussen. Nutzt Du verschiedene Lichtquellen gezielt, erzielst Du faszinierende Stimmungen: Warmes Kerzenlicht zaubert eine gemütliche Atmosphäre, während kühles Morgenlicht eher frisch und klar wirkt.
Versuche, das vorhandene Licht bewusst zu beobachten und einzusetzen. Dringt beispielsweise Licht durch ein Fenster in den Raum, entsteht oft ein weiches, schmeichelndes Leuchten, das besonders bei Porträts schön wirkt. Mischlicht aus Lampen und Tageslicht sorgt dagegen häufig für einen lebendigen und spannenden Farbmix im Bild.
Auch künstliches Licht von Straßenbeleuchtungen, Schaufenstern oder Monitoren bringt spannende Akzente ins Spiel. Überlege Dir vor der Aufnahme, welcher Effekt zur gewünschten Stimmung passt. Einen besonderen Reiz haben Gegenlichtaufnahmen – hier kannst Du mit Silhouetten oder Lichtreflexionen kreativen Ausdruck verleihen.
Am wichtigsten ist dabei: Lass Dich auf die jeweilige Lichtsituation ein und experimentiere! Mit etwas Übung entwickelst Du schnell ein Gefühl dafür, wie sich Lichtstimmungen gezielt erzeugen lassen, um Deine Bilder noch aussagekräftiger zu machen.
Nützliche Links: Abblenden – Mehr Schärfe durch kontrolliertes Licht
Belichtung und ISO bei schwachem Licht richtig wählen

Falls ein Stativ nicht zur Verfügung steht oder bewegte Motive im Spiel sind, stelle lieber den ISO-Wert höher. Moderne Kameras kommen mit höheren ISO-Werten meist gut zurecht, dennoch kann Bildrauschen entstehen. Probiere verschiedene Werte aus und finde für Deine Kamera einen guten Mittelweg zwischen Helligkeit und Rauscharmut.
Nutze zudem die Zeitautomatik (Blendenpriorität) an der Kamera, um möglichst flexibel auf wechselndes Licht reagieren zu können. Kontrolliere regelmäßig das Histogramm, damit keine wichtigen Bildbereiche überbelichtet oder zu dunkel werden. Mit etwas Übung lernst Du schnell, wie Du auch in dunklen Situationen ausgewogene Aufnahmen hinbekommst, ohne unnötig starke Kompromisse bei Qualität oder Schärfe einzugehen.
Weißabgleich situativ an vorhandenes Licht anpassen
Der Weißabgleich ist ein entscheidender Faktor, wenn Du mit dem vorhandenen Licht arbeitest. Unterschiedliche Lichtquellen haben unterschiedliche Farbstiche – Kerzenlicht wirkt oft gelblich-warm, während Neonröhren eher kühl-bläulich erscheinen. Um natürliche Farben zu erzielen, solltest Du den Weißabgleich gezielt auf das vorherrschende Licht einstellen.
Viele Kameras bieten automatische Einstellungen, doch es lohnt sich, selbst Hand anzulegen. Nutze die Voreinstellungen für Tageslicht, Schatten, Kunstlicht oder passe den Wert manuell an. Besonders wenn mehrere Lichtquellen im Spiel sind, hilft ein manueller Abgleich dabei, authentische Farbtöne herauszuarbeiten und unerwünschte Farbstiche zu vermeiden.
Experimentiere ruhig mit unterschiedlichen Weißabgleich-Einstellungen, um verschiedene Stimmungen einzufangen. Ein wärmerer Weißabgleich betont eine gemütliche Atmosphäre, ein kühler lässt Bilder frischer wirken. Prüfe regelmäßig das Ergebnis am Display – so bekommst Du schnell ein Gefühl dafür, wie stark der Weißabgleich die Gesamtwirkung beeinflussen kann.
Wenn Du im RAW-Format fotografierst, bist Du in der Nachbearbeitung besonders flexibel. Hier kannst Du den Weißabgleich im Nachhinein exakt korrigieren und Farben optimal anpassen. So bleibt Dir maximale Kontrolle über die Farbgebung Deiner Fotos erhalten.
„Licht ist das Element in der Fotografie, das alles verändert.“ – Andreas Feininger
Stative oder Auflagen für verwacklungsfreie Ergebnisse nutzen
Um bei wenig Licht scharfe Fotos zu erhalten, lohnt es sich auf eine feste Unterlage oder ein stabiles Stativ zurückzugreifen. Sobald Deine Belichtungszeit steigt – etwa um mehr Licht einzufangen –, besteht schnell die Gefahr, dass selbst kleinste Bewegungen das Bild verwischen lassen. Ein Stativ hält die Kamera sicher und ermöglicht Dir sogar längere Aufnahmen ohne Verwacklungen.
Falls kein Stativ zur Hand ist, kannst Du Deine Kamera auf einer Mauer, einem Tisch oder sogar einem Rucksack ablegen. Hauptsache, sie bleibt während der Aufnahme absolut ruhig. Auch kleine Improvisationen können große Wirkung zeigen. Falls Deine Kamera einen Selbstauslöser besitzt, aktiviere ihn: So verhinderst Du, dass beim Drücken des Auslösers zusätzliches Wackeln entsteht.
Mit diesen Hilfsmitteln wird es deutlich einfacher, auch bei spärlichen Lichtverhältnissen knackig-scharfe Bilder zu machen. Gerade wenn Du mit langen Belichtungszeiten arbeitest, steigerst Du so sichtbar die Qualität Deiner Fotos. Sorg dafür, dass die Kamera immer gut fixiert steht, dann bleibst Du flexibel und bekommst entspannt ruhige Ergebnisse hin.
| Technik | Vorteil für Available Light Fotografie |
|---|---|
| Stativ verwenden | Vermeidet Verwacklungen bei langen Belichtungszeiten |
| Hohe ISO-Werte | Mehr Helligkeit in dunkler Umgebung ohne Zusatzlicht |
| Große Blendenöffnung | Lässt mehr Licht auf den Sensor und ermöglicht geringere ISO |
| Manueller Weißabgleich | Sorgt für natürliche Farbdarstellung trotz Mischlicht |
| Lichtreflexion gezielt nutzen | Betont Stimmungen und setzt Highlights im Bild |
Lichtreflexionen gezielt in die Bildgestaltung integrieren

Gerade bei Abendlicht oder nach einem Regenschauer lassen sich eindrucksvolle Reflexionen einfangen. Achte darauf, wie Straßenlaternen, Autoscheinwerfer oder Schaufenster in Wasserflächen leuchten – solche Motive wirken oft besonders stimmungsvoll. Indem Du den Winkel veränderst oder die Kamera näher an spiegelnde Flächen heranführst, kannst Du gezielt wählen, welche Teile des Bildes durch Reflexion betont werden.
Mit etwas Experimentierfreude ergeben sich überraschende Effekte: Lass beispielsweise farbiges Neonlicht von Fensterscheiben zurückgeworfen werden oder verwende glänzende Möbelstücke für faszinierende Akzente. Nutze Reflektionen, um das Auge des Betrachters zu führen oder versteckte Details hervorzuheben. So erzielst Du individuelle Kompositionen, die Deine Aufnahmen lebendiger erscheinen lassen.
Achte dabei auf den Lichteinfall und die Intensität der Reflexion, denn manchmal wird daraus schnell eine störende Überstrahlung. Teste verschiedene Blickwinkel und experimentiere mit der Belichtung, bis der Effekt optimal zur Geltung kommt.
Schärfentiefe bei wenig Licht optimal steuern

Zudem erhältst Du so einen attraktiven Bokeh-Effekt im Hintergrund, was vor allem Porträts eine ruhige und professionelle Wirkung verleiht. Möchtest Du hingegen ein möglichst großes Motiv von vorn bis hinten scharf abbilden, empfiehlt es sich, die Blende etwas zu schließen. Bedenke aber: Dann benötigt die Kamera mehr Licht, weshalb eine längere Belichtungszeit oder ein höherer ISO-Wert nötig werden kann.
Achte beim Fokussieren ganz gezielt darauf, dass der wichtigste Bereich des Fotos wirklich scharf ist – am besten setzt Du den Autofokus-Punkt direkt auf das Hauptmotiv. Bei wenig Licht unterstützt Dich auch die Live-View-Vergrößerung vieler Kameras dabei, präzise zu fokussieren.
Eine offene Blende ist nicht nur lichtstark, sondern sorgt auch für einen angenehm weichen Hintergrund. So kannst Du selbst in dunkler Umgebung eindrucksvolle Bilder mit schönem Schärfeverlauf gestalten und Deinen Motiven den letzten Schliff geben.
Objektive mit großer Offenblende bevorzugen
Um stimmungsvolle Aufnahmen mit wenig Licht umzusetzen, lohnt es sich, lichtstarke Objektive mit besonders großer Offenblende zu nutzen. Objektive mit einer Blendenöffnung von f/2.8 oder kleiner (z.B. f/1.8 oder f/1.4) lassen deutlich mehr Licht auf den Sensor als Standardobjektive. Das ermöglicht Dir, bei schwacher Beleuchtung kürzere Belichtungszeiten oder niedrigere ISO-Werte einzustellen – beides wirkt sich positiv auf die Bildqualität aus.
Vor allem im Porträtbereich erzielen solche Objektive einen tollen Effekt: Durch die große Öffnung entsteht ein ansprechendes Bokeh, das den Hintergrund weichzeichnet und das Hauptmotiv optisch hervorhebt. Auch in der Reportage-, Konzert- oder Streetfotografie bist Du damit flexibler unterwegs, da Du seltener ein Stativ brauchst und spontaner arbeiten kannst.
Achte beim Kauf darauf, dass Dein Objektiv zur Kamera passt und auch offenblendig präzise scharf zeichnet. Gerade Festbrennweiten gelten hier als besonders empfehlenswert, weil sie meist eine ausgezeichnete Abbildungsleistung bieten. Mit einem lichtstarken Objektiv hast Du deutlich mehr Spielraum bei der Gestaltung und kannst auch in dunkler Umgebung beeindruckend atmosphärische Fotos aufnehmen.
Digitale Nachbearbeitung zur Verbesserung der Lichtwirkung
Die digitale Nachbearbeitung ist ein wertvolles Werkzeug, um die Lichtwirkung Deiner Available-Light-Fotos gezielt zu optimieren. Besonders hilfreich ist das Arbeiten im RAW-Format, denn so stehen Dir mehr Informationen zur Verfügung und Du kannst Helligkeit, Kontraste und Farben detailreich anpassen.
Mit einer präzisen Anpassung der Belichtung lässt sich beispielsweise verhindern, dass Schattenpartien zu dunkel oder helle Bildbereiche ausgefressen wirken. Auch das Aufhellen bestimmter Flächen kann Details hervorheben, die bei schwachem Licht leicht verloren gehen. Gerade bei Mischlicht-Situationen lohnt es sich, den Weißabgleich in der Nachbearbeitung fein nachzujustieren – so erhältst Du natürlichere und stimmungsvollere Farbnuancen.
Auch Werkzeuge wie „Klarheit“ oder „Lichter/Tiefen“-Regler helfen Dir dabei, den Kontrast zu steigern und Deine Fotos optisch interessanter erscheinen zu lassen. Übermäßiges Rauschen, das bei hohen ISO-Werten entstehen kann, wird mit speziellen Entrauschungsfunktionen meist effizient reduziert, ohne viele Details zu verlieren.
Abschließend bieten viele Programme noch Filter und lokale Korrekturen, mit denen Du ausgewählte Bildbereiche gezielt bearbeiten kannst. So holst Du das Beste aus Deinen Bildern heraus und verstärkst die gewünschte Stimmung, ohne künstlich zu wirken.
